Zur postapokalyptischen Reise
Wie immer man sich dem gemeinsamen Werk des Künstlerduos Ramacher & Einfalt nähert, bleibt eines zuerst am hervorstechendsten: Die Kontinuität – allen Widerständen, Moden und Ismen zum Trotz. Mit Lederhosen und Bergschuhen ausgestattet eroberten sie die Kunstszene. Die, einmal auf sie aufmerksam geworden, nun um sie wirbt. Dies beweist auch die Einladung bei einer Großausstellung im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz. Dort sind sie in guter Gesellschaft, wie die großen Namen u. a. Bruno Gironcoli, Jörg Immendorf, Birgit Jürgenssen, Mariko Mori und Patricia Piccini verdeutlichen.
Ramacher & Einfalt seit ihrer Studienzeit an der Akademie der bildenden Künste in Wien nicht nur künstlerisch befreundet, sind einen eigenständigen Weg gegangen, der ob der ironisierenden, realistischen Körperhaftigkeit in der künstlerischen Umsetzung anfangs auf Unverständnis gestoßen ist. Keine leichte Zeit, die das Werden des Zyklus „Die postapokalyptische Reise“ begleitete. J. Ch. Einfalt hat 1996 begonnene Arbeit nun 2004 abgeschlossen. Entstanden sind 16 Bildtafeln, ausgeführt mit großem handwerklichen Können. Suchbilder, die oberflächlich Bekanntes, im kulturellen Kontext Beliebiges, das längst in die Erinnerungsecke des Gehirns abgelegt wurde, neu aufmischt ohne vordergründig Erklärungen bereitzustellen. Es ist kein Pandämonium, dem man auf dieser Reise begegnet, aber durch die phantastische Rätselhaftigkeit wird der Betrachter mit einem Salto
mortale in eine Gegenwartsvergangenheitszukunft katapultiert, die eine Bedeutungsverschiebung hervorruft.
Die scheinbare Gegensätzlichkeit, der eine Maler, der andere Bildhauer, wird umgekehrt in ein Miteinander mit Brüchen und Kanten, dessen Leseart erst das künstlerische Spannungsfeld ergeben. Sie tarnen und täuschen und nehmen den Betrachter mit auf eine Reise, die sich jeder oberflächlich sinnstiftenden Suche entzieht. Das geschieht ebenso mit einer gewissen barocken Attitüde als auch mit einem steten Augenzwinkern. Wie überhaupt sich ihr Anspruch der generierten Konsumästhetik entzieht. Einer Ästhetik, die Vorgaben schafft, die die Mehrzahl der Menschen weder erfüllen wollen noch können. Der Betrachter wird bewusst konfrontiert mit einem „So sind wir nun einmal“, gleichzeitig aber animiert den kunsthistorischen Raster fallen zu lassen. Das Gestaltungsprinzip der beiden Künstler hat sich nie dem Mainstream gebeugt. Sie waren und sind einzig ihrer Seh- und Ichwelt zu Hause. Die Irritationen, die sich damit einstellen, werden aufgefangen durch die sich unweigerlich in Gang setzende persönliche Assoziationsmaschinerie. Es ist eine postapokalyptische Reise, für die man imaginär entweder das vergoldete Motorrad mit Beiwagen oder das mystische Totenschiff verwenden kann. Ankunft und Ziel sind in beiden Fällen unbestimmt und werden folgerichtig und spielerisch am Ende auch noch mit ihren Filmen, und nicht nur da, konterkariert. Wie hat schon Friedrich Schiller formuliert: „ Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch wo er spielt“. Man darf gespannt sein, ob und wie die Reise weitergeht.