Künstlerduo Ramacher & Einfalt
Es herrscht Mangel auf der Welt - mitten im Überfluss gibt es eine Hungersnot. Viele Menschen schnappen nach Sicherheiten, Gewissheiten, nach Spiritualität, nach Beheimatung in irgendeiner Form wie nach einem Bissen Brot, nach einem Tropfen Wasser in der Wüste. Überall sickert es durch, macht sich breit, dieses Unbehagen an den glatten Oberflächen, am konsumatorischen Überdruss. Aber Rettung naht in Form von zwei bizarren, poetischen Gestalten, die gelegentlich Engels gleich in sonderbar älplerischer Montur auf goldenen Motorrädern anrauschen, um wunderbare Gegenwelten zur schnöden Gegenwart hinzuzaubern.
"Ramacher & Einfalt", dieses Künstlerpaar wie vom anderen Stern, sind dieser Tage in Salzburg gelandet mit ihrem ganzen fabulösen, bisweilen an Leonardos Codices erinnernden Arsenal an poetischen Flug- und Fluchtmitteln. Immer geht es bei dieser Wienerischen Traumfirma um Abheben, um graziöses Instrumentarium der Luftraumeroberung.
Leichtigkeit und Anmut beflügelt diese Spielzeuge der Götterkinder, man bekommt Lust, in diese himmlischen Pedale zu Treten und zu entschweben in ein schönes Nirgendswohin.
Was "Ramacher & Einfalt" auf fotografisches Grundmaterial malen verspricht ebenfalls Lust und Freude ohne Ende. Auf gewissen Bildern der Renaissance und des Barock gibt es Blickfallen, optische Täuschungsmanöver und Tricks, die einen hineinziehen in bodenlose Strudel. Sich ausklinken aus Raum und Zeit, das wollen auch "Ramacher & Einfalt", als Ausstiegsvehikel dienen motivische Köder Alter Meister, die gefinkelt kombiniert, verfremdet und mit raffinierten Wirbeln ausgestattet sind.
Sich an- und aufsaugen lassen, sich emporheben lassen, - was gibt es Sinnlicheres und Verwirrenderes. Sich mitreißen lassen, das ist auch die Voraussetzung für jenen geistigen Sog, der von Ritualen ausgeht. Wer sich nicht öffnet, nicht hingibt, nicht irgendwie verströmt, wird zurückbleiben in der grauen Realität. Der Ritus aber führt uns hinan. Alle Ingredienzen, die zur Verwandlung des kümmerlichen Einzelnen zu einer fließenden, verfließenden Gemeinschaft notwendig sind werden hier und jetzt aufgeboten. Zenbuddhistische Mönche, ein Wesen, das die meditierende Gestalt eines nackten Huhnes angenommen hat, Bewegung und Klang. Alles kann leuchten, alles kann hinausführen aus der Enge.
Das Erhabene und Würdige ist nicht an eine besondere Gestalt gebunden, so die japanische Zen-Lehre. Also bauen wir dumme Barrieren ab und lassen uns symbolisch an der Hand nehmen und hineinführen ins Unbekannte. Die Prozessspezialisten "Ramacher & Einfalt" mögen die Salzburger Prozession anführen.
Galerie der Stadt Salzburg 2008